Interview mit Oli Bigalke
("Das singende, klingende Bäumchen", "Das kalte Herz")
24. Dezember 2016
Oli Bigalke im Interview mit maerchenfilm.info
Hallo Oli, du spielst ja den Waldgeist in der Neuverfilmung des Märchens „Das singende, klingende Bäumchen“. Kanntest Du das Märchen schon vorher?
Ich muss zugeben, dass ich dieses Märchen nicht kannte – vor allem, weil es in meiner eigenen Kindheit so gut wie keine Märchen gab.
Als ich allerdings die Rolle übernommen hatte, habe ich schnell gemerkt, wie viele Menschen dieses Märchen mit Kindheitserinnerungen verbinden und immer noch Bilder davon im Kopf haben.
Vor allem natürlich für die, die in der damaligen DDR sozialisiert wurden, sind dieses Märchen und Christel Bodenstein (die Original-Prinzessin, die bei uns die Kräuterfrau spielt) eine kleine Legende – aber überraschend viele, die wie ich im „Westen“ aufwuchsen, kennen das Original von 1957.
Beschreib` doch mal Deine Rolle in der Neuverfilmung?
Der Waldgeist in unserer Neuverfilmung ist der Gegenspieler von Prinzessin und Prinz, der im Original der Zwerg war. Er wirkt zunächst vielleicht etwas böse – aber letztlich hält er Prinzessin und Prinz nur den Spiegel vor, denn die Macht seines Zaubers gewinnt er aus der Eitelkeit und dem überzogenen Selbstbewusstsein der beiden. Als diese sich von ihren negativen Seiten lösen, verliert der Waldgeist seine Magie über sie...
Was ist an dem Waldgeist anders als in der DEFA-Verfilmung?
Ich habe sehr schnell beschlossen, dass ich etwas ganz anderes machen will als der Zwerg im Original. Beispielsweise spreche ich mehr und bin als Monster etwas kindlich. Ich bin sehr gespannt, wie meine Interpretation beim Publikum ankommt!
Wie findest Du Dein Kostüm? Warst Du dafür sehr lange in der Maske?
Eine sehr schöne Seite an meinem Beruf ist das Sich-Verändern durch Maske und Kostüm. Unsere Kostümbildnerin Monika Jacobs hat bereits u.a. für Rainer Werner Fassbinder und Wim Wenders gearbeitet und eine sehr gelungene Mischung aus Märchenwelt und Fantasy entwickelt.
Und so eine Maske, wie sie die Maskenbildnerin Sabine Schuhmann für den Waldgeist entworfen hat, trägt man nicht alle Tage – ein schöner langer künstlicher Bart, eine kostbare Echthaarperücke, grüne Kontaktlinsen - und eine giftgrüne Zunge, mit Lebensmittelfarbe eingefärbt. Dafür hat es aber auch mehr als 2 Stunden gedauert, bis ich morgens fertig war.
Und als wir bei 36 Grad in Brandenburg gedreht haben, wurde mir dann doch recht warm...
Hast Du den fertigen Film schon gesehen?
Ja, auf der RBB-Premiere Anfang Dezember im Thalia-Kino in Potsdam – das war sehr schön, weil ganz viele Kinder da waren und wir direkt sehen konnten, dass unser Film sehr gut beim jungen und sehr jungen Publikum ankommt.
Und für die haben wir ihn in erster Linie ja gemacht.
Neben der Neuverfilmung von „Das singende, klingende Bäumchen“ kann man Dich auch in der Neuverfilmung des Hauff-Märchens „Das kalte Herz“ sehen. Welche Rolle spielst Du dort?
In „Das kalte Herz“ spiele ich den Glasbläsermeister Jeckel, der eine Art Ersatzvater für Lisbeth, die Hauptfigur ist – ihr eigener Vater hat ja sein Herz verkauft...
Wie ist Deine Meinung zu dieser Neuverfilmung? Besser oder schlechter als die DEFA-Verfilmung oder einfach ganz anders?
Ich denke, das kann man schlecht vergleichen. Die Neuverfilmung von Johannes Naber ist kein Märchenfilm für Kinder, sondern eher ein Film für Erwachsene, der in einer eindrucksvollen, düsteren Fantasywelt spielt. Wichtig sind hier - wie übrigens auch im Originalmärchen von Wilhelm Hauff - Themen wie Materialismus und Umweltzerstörung.
Kennst Du auch die Verfilmung vom ZDF aus dem Jahr 2014?
Nein.
Gab es besondere Situationen bei den Dreharbeiten zu beiden Filmen?
Beim „kalten Herz“ erinnere ich mich v.a. an die Massenszenen, z.B. mit den Holzfällern in der sehr beeindruckenden Landschaft des Schwarzwalds. Außerdem habe ich dafür zum ersten Mal in meinem Leben ein Pferdefuhrwerk gefahren – natürlich gleich im ersten Bild am ersten Drehtag.
Beim „singenden klingenden Bäumchen“ war es sehr lustig, im kompletten Waldgeist-Outfit vom Hotel zum Drehort zu fahren und die Reaktion der Leute darauf zu sehen – vor allem, als sie hörten, was wir da drehen.
Zunächst dachten die wohl, ich sei von einem Fantasyfest entlaufen...
Wie findest Du allgemein Märchenfilme? Was ist Deine Meinung zu diesem Filmgenre?
Märchen sind – wie in alten Zeiten – sehr gut geeignet, universale Konflikte bildhaft darzustellen, auch für Erwachsene, siehe z.B. „Der Herr der Ringe“ oder „Game Of Thrones“ - die meiner Meinung nach letztlich auch Märchenfilme sind.
Für mich als Schauspieler sind Märchenfilme ein großartiges Genre, da ich meine Rollen hier sehr frei und kreativ gestalten kann.
Hast Du einen Lieblingsfilm und warum gerade dieser?
Filme sind mein Beruf, ich kenne ziemlich viele, und daher ist es mir unmöglich, einen einzelnen Film herauszugreifen. Ich mag ältere französische Filme (Truffaut, Godard) und Schauspielerfilme wie „Funny Bones“, aber auch Klassiker wie „Blade Runner“ oder Actionfilme wie „Heat“ oder „Ronin“. In meiner Jugend haben mich zudem die Filme von Monty Python sehr inspiriert. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mit den zeitgenössischen Blockbustern nicht viel anfangen kann – zu viel Spektakel und nix dahinter.
Würdest Du gern in weiteren Märchenfilmen mitwirken? Wenn ja wie sehe Deine Rolle in welchem Märchen aus?
Na klar, jederzeit. Ich könnte mal einen Räuberhauptmann spielen, oder mal wieder ein richtig fieses Monster.
Die Fiesen sind ja meistens die interessanteren Rollen! :-)
Wir danken Dir für das Interview.
TV Tipp:
25.12.2016, DasErste, 14.45 Uhr, Das singende, klingende Bäumchen (D, 2016)
Fotos: RBB / Theo Lustig, Oli Bigalke, maerchenfilm.info, Manfred Thomas |