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Interview mit Friedrike Jehn
(Regisseurin von "Die Galoschen des Glücks", 2018)

21. Dezember 2018

Friedrike Jehn führte bei dem Märchenfilm "Die Galoschen des Glücks" aus der Reihe "6 auf einen Streich" Regie. Wir trafen die Regisseurin zum Interview.

Hallo Frau Jehn, Sie haben 2018 beim Märchenfilm „Die Galoschen des Glücks“ die Regie übernommen. Wie kamen Sie denn zu der Ehre dies nun für die beliebte Reihe „6 auf einen Streich“ tun zu dürfen?
Hm. Das müssten Sie eigentlich Redaktion und Produktion fragen. Ich glaube, es ging auch darum, etwas frischen Wind in die Umsetzung zu bringen, also jemanden zu engagieren, der Lust auf ein Märchen hat, aber noch keines verfilmt hat. Und möglicherweise mochten sie meine Arbeiten davor, die auch Raum für Phantasie und Verspieltheit haben.  

Als Ihnen das Angebot gemacht wurde, hatten Sie gleich Ideen für eine Umsetzung vor Augen?
Die Ideen für die Umsetzung formen sich bei mir mit dem Eintauchen in den Stoff und der Auseinandersetzung mit den Departments. Je konkreter die Dinge werden, desto klarer formt sich nach und nach ein Bild, wie alles auszusehen hat. Anfangs sind es eher vage Ideen.

Wie unterschiedet sich eine Märchenfilm-Produktion von einer "normalen" Film-Produktion?
Der Hang zur Magie, die Liebe zum Zauber, bei uns auch: die Neigung zur Albernheit.

Konnten Sie auch am Drehbuch mitwirken, bzw. konnten Sie da auch eigene Ideen verwirklichen?
Die sehr erfahrenen Drehbuchautoren Anja Kömmerling und Thomas Brinx haben das Drehbuch geschrieben, über das wir gemeinsam mit der Producerin Katharina Possert viel gesprochen und Ideen ausgetauscht haben. Wenn man dann, wie bei uns, am Ende nicht mehr weiß, von wem welche Idee kam und alle zufrieden sind, ist das für mich eine gelungene Zusammenarbeit.

Von der Original-Geschichte ist im Film - außer den Feen und den Galoschen - nicht mehr viel übrig geblieben. Warum wurde das Märchen so sehr abgeändert?
Das Originalmärchen ist aufgrund seiner ausufernden episodischen Struktur nicht in einem 60-minütigen Format zu erzählen. Dazu ist es sehr düster (Der „glücklichste“ Ort der Welt ist der Sarg, muss eine der Figuren erfahren). Wir haben uns auf das Kernelement des Märchens fokussiert: Erkenne das Glück in deinem eigenen Leben.

Wurden während der Dreharbeiten einige Dinge im Gegensatz zum Drehbuch abgeändert? 
Bei Dialogen ist es ja oft der Fall, dass sich kleine Dinge ändern. Ich kann mich aber auch an eine größere Änderung erinnern: Eigentlich war die Szene gegen Ende, in der sich Ludwig wieder in den Küchenjungen Johann zurückverwandelt, in der Küche geplant gewesen. Aber dann haben wir diese Szene an diesem Tag nicht mehr geschafft und ich habe erst am Abend erfahren, dass die Küche (die war ja komplett von dem Szenenbild eingebaut und ausgestattet) noch in der Nacht abgebaut werden würde. Daher findet die Szene, in der Johann zu den Feen zurück kehrt, nun im Kräutergarten statt. Wo sie meines Erachtens auch viel besser hin passt, schließlich hängen dort seine Schuhe und er kann gleich weiter flitzen. Manchmal hat man mit solchen Umstellungen Glück. Manchmal aber auch nicht.

Warum weckt gerade dieses Märchen von Hans Christian Andersen eine Faszination?
Ich mag die Idee, mit den Galoschen in eine „andere Haut“ schlüpfen zu können, um die Welt aus dieser – einer vermeintlich besseren - Perspektive zu sehen. Ein sehr menschlicher Gedanken. Ich mag auch die Kehrseite, die Andersen damit unweigerlich verknüpft – try walking in my shoes. „Denke bloss nicht, dass mein Leben einfach ist.“

Wie viel Einfluss hatten Sie auf die Drehorte und Kulissen? Passen sie zu den Vorstellungen, die Sie anfangs vom Setting hatten?
Der Szenenbildner, Kameramann und ich haben diese Orte gemeinsam ausgesucht, selbstverständlich in Absprache mit der Produktion. Wir hatten damit großes Glück, das Schloss als Drehort war fantastisch und unheimlich reichhaltig. Wir haben dort sogar den historischen Pferdestall drehen können.

Welche Szene im Film hat Ihnen beim Drehen am besten gefallen? Wo konnten Sie sich ausleben?
Die Verfolgungsjagd hat mir besonders gut gefallen. Da ich zuvor noch nie eine gedreht hatte, war sie auch eine besondere Herausforderung für mich. Und da sie nur ausschließlich zu Fuß stattfindet und damit drei Prinzen plus Prinzessin und ihre Wachen und Diener um ein Schloss herum rennen, konnte es einer gewissen Komik nicht entbehren.

Gab es besondere Ereignise während der Dreharbeiten?
Leider gab es einen Unfall mit der Kutsche. Zum Glück nicht direkt auf unserem Set, sondern abseits nach Drehende und nur mit Leichtverletzten. Es ist eben immer auch ein Risiko im Spiel, wenn man mit Tieren dreht.

Was ist das Schwierigste beim Dreh eines Märchenfilms?
Den Anspruch in den Budgetrahmen zu pressen. Vor allem weil ein historischer Dreh immer sehr teuer ist.

Haben Sie sich die gleichnamige Verfilmung aus dem Jahr 1986 angesehen und wenn ja, wie finden Sie diese und gibt es vielleicht doch ein paar Parallelen?
Ja, ich habe die Verfilmung gesehen, die ihren ganz eigenen Charme hat. Selbstverständlich gibt es Parallelen, auch wenn sie erstmal nicht direkt ins Auge fallen.

Würden Sie nach diesem Märchenfilm gern noch weitere drehen und wenn ja, welche Märchen würden Sie gern umsetzen wollen?
Meine Lust am Märchen ist entfacht. Vielleicht demnächst ein Dunkleres? Ich bin gespannt!

Wir bedanken uns herzlich für das interessante Interview.

Fotos: San Sebastian Filmfestival, Friederike Jehn

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