„Zwerg Nase“, das in der Reihe ZDF-Märchenperlen 2021 neu umgesetzt wurde, überzeugt nicht nur durch seine optischen Bilder (tolle fantasievolle Montagen, ikonographische Vielfalt der Räume), sondern durch eine knallig ironische Umsetzung der Handlung.
Hier begegnen wir dem barock anmutenden Herzog Kunz der Schlemmer (Daniel Zillmann) und dem kühlen Fürst Humbert (Alexander Schubert), die eitel und unterhaltsam gegeneinander in ihren Besitztümern wetteifern. Der Zuschauer kann sich dabei köstlich amüsieren, zugleich schimmert in diesem Wettstreit eine gelungene Kritik am heutigen Kapitalismus durch: Jeder Machthaber will immer mehr Materialismus und immer besser sein als der andere, Bescheidenheit und Menschlichkeit werden zurückgestellt.
Persönlich finde ich interessant, wie Jakobs Leid dargestellt wird: Mick Mehnert spielt gekonnt den „Zwerg Nase“, seine Trauer über die unglückliche Verwandlung überzeugt, bei der man als Zuschauer mitfühlt – bis in den Selbstmordversuch, was einen neuen Aspekt in der filmischen Umsetzung darstellt. Vor lauter Trauer über sein verlorenes Leben mit der Mutter versucht Jakob, sich selbst das Leben zu nehmen. Tröstlich ist natürlich, dass ihm dies nicht gelingt und letzten Endes alles gut wird, wie es das Märchen ja auch transportieren soll als Botschaft: Auch wenn alles aussichtslos scheint (sogar wenn man vor dem Selbstmord steht), gibt es immer einen Ausweg. Diese Botschaft erachte ich für Kinder und Jugendliche als pädagogisch äußerst wertvoll.
„Zwerg Nase“ enthält somit alle Facetten eines für mich gelungenen Märchenfilms: Es ist düster und unheimlich (Fee Kräuterweis), romantisch und verspielt in der Gans Mimi und der Liebe zwischen Jakob und Mimi, ernst und dramatisch durch Jakobs Verwandlung und Selbstmordversuch, sowie letzten Endes gesellschaftskritisch und satirisch in den Szenen zwischen Fürst und Herzog – zum Glück gibt es aber auch ein Happy End für die Adeligen, einen „Pastetenfrieden“ a la Wilhelm Hauff.
05.01.2022
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