Das Märchen „Zitterinchen“ stammt von Ludwig Bechstein. Die ARD hat das Märchen sehr originalgetreu verfilmt, jedoch wurde ein zentrales Motiv abgeändert: So heiratet am Ende der Prinz Alma, die im Originalmärchen der Kutscher Abraham ist, der Bruder von Christine. Die schöne Christine wird am Ende in Bechsteins Version die Braut des Prinzen, gerät aber im Film etwas in den Hintergrund.
Mit hellen freundlichen Farben und wunderschönen Drehorten in Thüringen kann das erstmals verfilmte Märchen seine Zuschauer beeindrucken. Der Prinz ist in exotische Pflanzen und Malereien verliebt, weswegen sich seine Zuneigung zur schüchternen Malerin Alma (Annika Krüger) entwickelt, deren Auftrag es ist, die Pflanzen seines Gartens abzubilden. Die Schauspieler und Schauspielerinnen des Films schaffen es, die Zuschauer in den Bann zu ziehen.
Ein Motiv, das auch in den Märchen der Grimms vorkommt, ist die „Wiederauferstehung“ der wahren Braut, die von einer falschen Braut ersetzt wird: Dieses Motiv ist etwa in „Brüderchen und Schwesterchen“ präsent, wenn das Schwesterchen verbrennt und hinterher als Geist dem König erscheint, der sie erkennen muss, um sie zu erlösen. In „Die weiße und die schwarze Braut“ wird die wahre Braut von Stiefmutter und Stiefschwester aus der Kutsche und in den Fluss geworfen und verwandelt sich daraufhin in eine Ente, die dem König erscheint. In „Zitterinchen“ ist es die böse Baronin (Justine Hauer), die mit ihrer Tochter Christine in den Fluss wirft, in dem sie ertrinkt. Auch Christine muss der König als Geist erkennen, ansonsten verbleibt sie für immer eine Nymphe, die von keinem Lebenden wahrgenommen werden kann. Dieses zentrale Motiv wurde vom Film sehr überzeugend und dramatisch umgesetzt.
Ein interessanter Bezug wird auch zu Jan Vermeers Gemälde „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ gebildet. Hierbei porträtiert Alma die Dienerin der Baronin, welche wie eben dieses Mädchen aus Jan Vermeers Gemälde aussieht.
Und nicht zuletzt ist es Zitterinchen, das Hündchen von Christine und Alma, welches mit vollem Einsatz dazu beiträgt, dass am Ende alles gut wird.
„Zitterinchen“ ist ein liebevoller und spannender Film – allein die Vorlage Bechsteins besitzt zahlreiche interessante Motive.
26.12.2022
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