2014 verfilmte die ARD erstmals ein Märchen des Dichters Ludwig Bechstein (1801-1860), was längst überfällig war, wenn man bedenkt, wie viele spannende intertextuelle Bezüge zwischen den Märchen Bechsteins und der Grimm liegen. Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft auch weitere Bechstein-Texte wieder mehr Beachtung erfahren.
"Siebenschön" arbeitet einen für die damalige Zeit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts populären Stoff auf, nämlich die standesübergreifende Liebe zwischen einem Prinzen und einem Bauernmädchen und damit verbunden die Unterdrückung dieser ‚unerhörten’ Liebesphantasien durch einen grausamen König. Trotz dieses brisanten Themas ist es leider ein sehr unbekanntes Märchen geblieben.
Regisseur Carsten Fiebeler setzt das Märchen leicht, weich, sensibel und mit Humor gespickt um – eine Interpretation, die dem sehr ernsten Originaltext überhaupt nicht anmutet und von daher eine mutige Herangehensweise des Regisseurs ist.
Gelungen erscheinen des Prinzen (Franz Dinda) Phantasien als Tagträume unter der Eiche: Wenn sich der Prinz und Siebenschön (Xenia Assenza) in der Natur begegnen, bekommt der Zuschauer das Gefühl der Tiefe und Intensität starker Träume vermittelt, die mit festen Standeskonventionen kontrastieren, obwohl diese im Film alles andere als bedrohlich wirken. Etwas ernster hätte daher das Gefühl der Ausbeutung und Ausweglosigkeit von Siebenschön dargestellt werden können.
Die schauspielerischen Leistungen ergeben aus der Gesamtheit aller Darsteller ein Bild neuer Wirkungskraft des Bechstein-Märchens, die im mutigen Aufstand für das eigene Glück gipfelt.
Eine weiche und ironische Umsetzung des sehr dramatischen Originalmärchens!
06.12.2014
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