Der Film überzeugt vor allem in seiner Dramaturgie. Für so ein kurzes Märchen als Textvorlage ist eine zusätzliche Handlungsebene unumgänglich. Der Kontext, in dem die Geschichte im Film gestellt wurde, gab dabei die Atmosphäre der Textvorlage gut zum Ausdruck: Armut, Kluft zwischen Arm und Reich, die Typisierung zwischen Gut und Böse, der Gedanke „Geld verdirbt den Charakter“. Hier kristallisiert sich vor allem auch die menschliche Ebene heraus und die Frage, was im Leben welchen Wert hat.
Mina ist eine Figur, die sich ein Herz nimmt, um für ihre LeidensgenossInnen, die verlassenen Kinder, einzutreten. Die Thematik der verlassenen Kinder kommt überall zum Ausdruck, die Wichtigkeit der Eltern-Kind-Liebe ist pädagogisch wertvoll umgesetzt. Mina verkörpert das Idealbild des großherzigen, schönen Mädchens, der großen Liebe der Kinder zu ihren Eltern, aber auch zu den Menschen insgesamt. Meira Durand, die Mina spielt, bezaubert den Zuschauer im wahrsten Sinne des Wortes. Ihre liebevolle Art der Darstellung zieht den Zuschauer besonders an.
Der Film setzt viele Motive aus der Textvorlage um, zum einen vorlagengetreu: das Mädchen schenkt ihr Brot einem armen Mann, der damit seine Familie ernährt. Auch schenkt es seinen Mantel einem frierenden Mädchen. Dazu werden auch neue Motive umgesetzt, die ebenso großherzigen Charakter aufweisen: So schenkt Mina ihre Puppe einem Jungen, der nicht mehr lachen kann. Dadurch kommt eben der Umstand, dass es nicht nur körperliche Leiden sind, die das arme Volk plagen, sondern auch emotionale, zum Ausdruck. Zudem wird auch die Frage deutlich, wie Menschen mit einer solchen Extremsituation überhaupt umgehen. Der Film geht also einen Schritt weiter in die Tiefe als der Text.
Ein weiteres wichtiges Motiv ist die Kälte. Dass der Film im Winter spielt, verstärkt die Atmosphäre, da die Menschen emotional und physisch unter Kälte leiden. Die Kälte gipfelt schließlich in der gefühllosen Machthaltung des Königs, weil dieser ja die Macht hat, über das Wohl seines Volkes zu bestimmen.
Die Filmmusik hat mich ergriffen, da sie die traurige Grundstimmung verstärkt. Aber gleichzeitig hat sie auch etwas Warmes, Leises und Angenehmes. Der Schluss ist wirkungsvoll, da Mina zuerst vom Goldregen beschenkt wird und danach die Wiedersehensszene mit den Eltern einsetzt. Erst dann folgt die Rückblende, wie Mina das Geld ins Schloss bringt und der Ausgang mit dem habgierigen König. Dadurch dass diese beiden Sequenzen hintereinander laufen, verdeutlicht dies wieder den allgemeinverbreiteten Gegensatz zwischen Gut und Böse im Märchen, eine Botschaft, die schlussendlich die Märchenhaftigkeit des Films wunderbar abrundet.
Gesamtbewertung: Sehr gut (1)
10.01.2013
Bewertungsraster: 1: Sehr gut 2: Gut 3: Zufriedenstellend 4: Genügend 5: Mangelhaft
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