In diesem Film ist die liebliche, feine und zauberhafte Atmosphäre hervorzuheben, verstärkt noch durch die Filmmusik. Die Bildgebung und Bildeffekte unter Wasser geben dem Filmanfang eine dynamische zauberhafte Grundstimmung des Meeres. Die Anfangsworte des Erzählers enthalten übersetzte Originalzitate des Andersen-Märchens.
Jedoch bleibt eine nähere Beschreibung des Ortes aus, an dem die Meerjungfrau wohnt, das Meer, das Wasser, ein Grundelement des Films. Der Film spielt sich überwiegend auf dem Festland ab, wodurch der Fokus des Films stark auf den Prinzen und Undines Leben auf der Erde gelenkt wird – diese Szenen sind sehr stimmig in der Beziehung des Prinzen zu Undine als kleine Schwester und der Enttäuschung Undines darüber. Der Film hätte jedoch die Dichotomie zwischen Meerwesen und Erdbewohnern stärker kontrastieren können.
Die Großmutter aus dem Märchen fehlt, die fünf Schwestern der Meerjungfrau wurden auf zwei reduziert. Dafür bekommt der Prinz zwei Kameraden, sodass das Figurenensemble weiterhin umfangreich bleibt. Alle Darsteller überzeugen in ihren Rollen.
Positiv hervorzuheben sind die Auftritte der fremden Prinzessin: Die Rolle der Verantwortung erscheint wichtiger in der Monarchie als das gegenseitige Kennenlernen und Lieben-Lernen, weshalb die Prinzessin erst am Ende des Films wieder auftaucht, ein geschickt retardierendes Moment, um die Spannung zu erhöhen.
Äußerst positiv ist zudem der Filmschluss: Im Text bringt es Undine (die Namensgebung orientiert sich an Fouques Märchen „Undine“) ebenfalls nicht übers Herz, den Prinzen zu erstechen, worauf sie wirklich zu Schaum wird. Dabei stirbt sie jedoch nicht, sondern verwandelt sich in einen Luftgeist, wodurch ihr die Möglichkeit gegeben wird, durch gute Handlungen eine unsterbliche Seele zu erlangen. Nun löst dies der Film, indem er am Schluss die Dichotomie zwischen Mensch und Geist auflöst: Undine hat bereits eine Seele, weil sie es geschafft hat, wahrhaft zu lieben, sie ist dem Menschen dadurch näher und verwandelt sich in keinen Geist mehr (wie bei Andersen).
Undine hat Liebe durch Selbstlosigkeit bewiesen: Sie hat den Prinzen nicht erstochen und damit ihr Leben für ihn gegeben. Dadurch hat sie eine Seele erhalten, Filmzitat: „Eine Seele hat, wer wahrhaft liebt“. Durch ihre Tat hat Undine die Prüfung bestanden, sie liebt wahrhaft, denn ihre Liebe ist selbstlos gewesen und von ganzem Herzen gekommen. Und diese Liebe ist ein Weg des Lebens, der einen stets begleitet. Ein tiefgehender Schluss, gekonnt und ohne Klischees und Wertungen. Die Tragik des Ausgangstextes über die verlorene Liebe beherrscht den Film nicht, es endet nicht mit dem Tod. Der offene Schluss gibt mit: Es ist ein Leben, das Mut machen soll, weitergehen soll. Denn Undine ist ihr Weg, nicht die verlorene Liebe. Es geht um die bestandene Prüfung einer Heranwachsenden, einen Erfahrungsprozess, nicht darum, dass diese Geschichte mit einem konkreten Ende schließt. Undine wird diese Liebe loslassen und ihre Entwicklung wird weitergehen, aber ein wichtiger Schritt dieser Entwicklung liegt nun hinter ihr. Eine positive Botschaft, die menschlichen Urerlebnissen nahe ist, in diesem Fall dem Erlebnis der ersten Liebe.
Der Film besticht durch sehr gute Darsteller, die v.a. durch ihren Liebreiz sympathisch erscheinen. Hervorzuheben die neugierige, mimikreiche und zugleich sensible Spielweise von Zoe Moore. Nichts wirkt gekünstelt, die Dialoge wirken nicht flach, sondern wahrhaft, lebendig und tief. Die Schauplätze überzeugen durch ihre warmen und spielerischen Farben.
Gesamtbewertung: Gut (2)
21.11.2013
Bewertungsraster: 1: Sehr gut 2: Gut 3: Zufriedenstellend 4: Genügend 5: Mangelhaft
- zurück
zur Filmübersicht - |