Der Film nimmt Bezug auf das Grimmsche Märchen „Die Gänsehirtin am Brunnen“. Jedoch werden viele Motive aus der Vorlage neu interpretiert. Das Salz, welches im Originalmärchen im Zentrum steht, findet im Film keine Erwähnung. Den Filmemachern ging es darum, eine Neuinterpretation mit einem zeitgenössischeren Thema zu entwickeln. Dieses zentrale Thema ist das verbotene Lachen: In Prinzessin Pollys (Mina Christ) Königreich verbietet deren Vater, der König, allen im Volk das Lachen, weil Pollys Bruder vor Jahren verschwunden ist und der König sich nach wie vor in tiefer Trauer befindet. Diese Trauer stürzt schließlich auch das Volk in große Not.
Schlussendlich ergreift Polly vor ihrem Vater die Flucht und lebt bei Gänsen und einer geheimnisvollen weisen Frau im Wald. Dort findet sie auch ihren Bruder wieder und gemeinsam schaffen die beiden jungen Leute es, zum Schloss zurückzufinden, um die Zustände im Reich wieder zu verbessern. Der Bruder ist jedoch verschwunden, weil er kein Herrscher werden wollte. Vor Freude über die Rückkehr seiner Kinder wird der König von seiner Trauer erlöst und erhebt nun Polly zur Königin – bis hierher ist der Film spannend und schlüssig.
Etwas verwirrend ist hingegen das Ende des Films. Prinzessin Polly tanzt nach ihrer Ernennung zur Königin fünf Minuten lang wie betrunken auf dem Tisch, und der König stellt sich auch nicht seinem Volk, um sich für sein Verhalten zu entschuldigen. Überhaupt wirkt das Volk sehr passiv und wenig präsent im Film. Merkwürdig ist auch, dass der Prinz am Ende wieder verschwindet, um weiter durch die Welt zu ziehen, ohne sich vorher wenigstens von seinen Eltern zu verabschieden und Polly dies einfach zulässt. Schließlich sind die Eltern aufgrund seines letzten Verschwindens in eine tiefe Krise gestürzt.
Ein sehr schönes Motiv des Films ist allerdings die Verwandlung der Kinder des Volkes in Gänse.
„Die Gänseprinzessin“ ist eine erfrischende Neuinterpretation des Grimmschen Klassikers, die zu unterhalten vermag.
27.12.2022
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