Erst einmal ist es überraschend, dass sich das ZDF an einen Stoff von Goethe herangewagt hat, der eigentlich eine kurze Ballade und kein langer, klassischer Märchentext ist. Der Film sei, so das ZDF, „inspiriert durch Johann Wolfgang von Goethe“ – wahrlich ist es so, dass der Film nicht nur ein Kinderfilm geworden ist, sondern derjenige Zuschauer, der die Ballade von Goethe kennt, auch bemerkt, dass sich deren Motiv von Überheblichkeit und Machtrausch als Leitmotiv im Plot widerspiegelt.
Der Jungschauspieler Max Schimmelpfennig verkörpert den Zauberlehrling des alten Zaubermeisters Zacharias (Felix von Manteuffel), der jedoch aufgrund früherer, eigener Selbstüberschätzung jegliche Form von Zauberei ablehnt, obgleich der Altmeister stets gute Absichten mit seiner Zauberei hegte.
Anders der neue Zaubermeister der Königin: der frühere Zauberlehrling von Zacharias, Meister Ambrosius (Christoph Bach), überschätzt seine Fähigkeiten ebenso, will aber zu Ruhm und Macht durch die Manipulation der Königin gelangen. Ganz klar stehen sich im Film nun also zwei Zaubermeister, und damit die im Märchen klassische gute und böse Seite, gegenüber. Im Kern erzählt der Film aber vom Zauberlehrling, der mit Liebenswürdigkeit und Mut versucht, das Geheimnis beider Zaubermeister zu ergründen: ein aufgrund eines missglückten Zaubers in Stein verwandeltes Mädchen – doch was hat es damit auf sich?
Sehr schön ins Zentrum der Handlung gebettet befindet sich die Ballade von Goethe – in einer Schlüsselszene des Films ist der Zauberlehrling allein und probiert einen Zauberspruch seines Meisters aus. Er verwandelt einen Besen in einen Knecht, der Wasser schleppen muss. Anfänglich ist der Zauberlehrling stolz auf sein Können, doch bald bemerkt er, dass er der Situation nicht gewachsen ist – wie es sein alter Zaubermeister einst nicht war. Das Symbol der Ballade wird im ganzen Plot des Films sehr schön und stimmig umgesetzt. Und ebenso überzeugend wie der Plot ist die schauspielerische Leistung aller Darsteller.
Am Ende des Films muss sogar noch einmal Wasser fließen, um ein Hindernis zu überwinden und den Zauber des versteinerten Mädchens zu lösen. Gelingt dies dem Zauberlehrling wohl diesmal?
Es lohnt sich wahrlich, diese Neuinterpretation der Ballade von Goethe Stück für Stück in ihrer spannenden Handlung aufzuschlüsseln und zu ergründen.
29.12.2017
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