Eitelkeit wird in vielen Märchen bestraft – z.B. im Märchen von „König Drosselbart“. Prinz Marius (Maximilian Befort) spielt in der ARD-Produktion „Der Prinz im Bärenfell“ auf vergnügsame Weise einen Prinzen, der sehr auf seine Schönheit und äußere Makellosigkeit achtet. Dadurch könnte er leicht zum Spielball höfischer Intrigen und Machtinteressen werden, die er jedoch durchschaut, weshalb er nicht verheiratet werden will. Sein Herz ist auf der Suche nach einer wahrhaftigen Liebe. Eines Tages läuft er dem Teufel in die Falle und wird von ihm in ein unansehnliches Wesen mit Bärenfell verwandelt: Schafft er es bis zur Tag-und-Nacht-Gleiche (Äquinoktium) nicht, eine Frau zu finden, die ihn wahrhaft in dieser hässlichen Gestalt liebt, so landet seine Seele in der Hölle.
Der ARD ist unter der Regie von Bodo Fürneisen ein gelungener Märchenfilm geglückt, der vor allem durch ein unterhaltsames Drehbuch überzeugt: Literarische Vorlage für den Film bot das Märchen „Der Bärenhäuter“ der Brüder Grimm. Allerdings weicht der Film erheblich vom Text ab (im Gegensatz zur DEFA-Verfilmung von 1986). In „Der Bärenhäuter“ steht kein feiner Prinz, sondern ein aus dem Krieg heimgekehrter Soldat im Mittelpunkt des Geschehens, der nirgends mehr ein Obdach findet und gar nicht mehr weiß, wovon er eigentlich leben soll. In seiner Verzweiflung schließt er mit dem Teufel den Pakt, sich sieben Jahre nicht mehr zu waschen und im Fell eines Bären zu leben, dafür aber immer genug Geld in der Tasche zu haben; er trifft im Laufe der Zeit auf ein Mädchen, das ihn trotz seiner hässlichen Gestalt liebgewinnt und wird erlöst.
Die ARD-Verfilmung übernimmt die lange Leidenszeit der sieben Jahre Verwandlung nicht, sondern rafft die Handlung bis zur „Tag-und-Nacht-Gleiche“ – dadurch wirkt die Handlung dichter; die Geschehnisse folgen unmittelbarer und rasanter aufeinander. Recht witzig und unterhaltsam muten Tante Hedwig (Inga Busch) und ihr Sohn Kilian (Kieran West) an, die immer wieder versuchen, die „Bestie“ (den verwandelten Prinzen) gegen Geld einzufangen, während Elise ihn vor ihnen versteckt und in einer Scheune gesund pflegt.
„Der Prinz im Bärenfell“ ist ein leichter, unterhaltsamer, aber deswegen keinesfalls seichter oder oberflächlicher Film – er zeigt in seiner freien Umsetzung eine originelle Weiterentwicklung der textgetreuen DEFA-Produktion von 1986 auf.
10.11.2017
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