Unter der Regie von Alexander Wiedel entstand eine neue Filmversion zum Grimmschen Märchen „Das Wasser des Lebens“ – die Geschichte ist komplex und dicht, dürfte aber bekannt sein: Drei junge Prinzen sollen ausreiten, ihrem Vater, der im Sterben liegt, das Wasser des Lebens zu bringen, welches jede schwere Krankheit heilen soll. Nach einigen schweren Prüfungen ist es der jüngste und gutmütigste Sohn, der diese Heldentat vollbringt.
Im Film sind die drei Brüder zu zweien reduziert: Der König (dargestellt von Matthias Brenner) bevorzugt Prinz Falk (gekonnt hinterlistig und kaltherzig dargestellt von Gil Ofarim) gegenüber Prinz Lennard (Gustav Schmidt): Dadurch findet die im Märchen klassische Polarisierung zwischen Gut (Prinz Lennard) und Böse (Prinz Falk) ihren Ausgangspunkt. Die Prüfungen, die Prinz Lennard im verwunschenen Schloss durchläuft, sind so nicht in der Grimmschen Vorlage enthalten und erscheinen, bis auf die dritte, sehr rätselhaft. Sie muten dadurch jedoch symbolisch an und könnten für die Eigenschaften stehen, die ein König in stürmischen Zeiten seiner Regentschaft beweisen muss: Logisches und kluges Denkvermögen, Bewahren von Ruhe in brenzligen Situationen und Authentizität (dritte Prüfung) anstatt einem Leben in einer selbstsinnigen, bequemen Lüge.
Einige andere Motive aus der Grimmschen Vorlage sind ebenso symbolisch stark umgesetzt – besonders eindrucksvoll stockt dem Zuschauer der Atem, wenn der zu Unrecht beschuldigte Prinz Lennard im Wald vom Jäger getötet werden soll, nachdem sich Prinz Falk ungerechterweise das Wasser des Lebens angeeignet hat, um seinen Vater zu täuschen.
Der Film besitzt die Tiefe der Textsymbolik, ohne dabei ‚nur‘ originalgetreu den Text abzubilden. Viele Gedanken finden sich im Geiste des Zuschauers angesprochen – ein inspirierendes Filmerlebnis, vor allem für Erwachsene.
31.12.2017
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