Disney verfilmte Arielle soeben als Realverfilmung fürs Kino unter der Regie von Rob Marshall. Hierbei ist die Verfilmung ziemlich deckungsgleich mit der Disney-Zeichentrickversion, was auch das Ziel von Disney gewesen ist. Der Film ist dadurch etwas vorhersehbar, dürfte aber Kindern und Jugendlichen dennoch lustige und spannende Unterhaltungsmomente bieten.
Positiv hervorzuheben sind für mich die schöne Filmmusik sowie die gekonnte Grafik der Unterwasseraufnahmen des Films. Inhaltlich, bezieht man sich auf die Literatur, in der es um die Vereinbarkeit von Mensch und Meereswesen geht, ist der Film ein Tabubruch: Grundsätzlich ist es in Stoffen, in denen Wasserwesen vorkommen (man denke an Melusine, Undine, die Wassernixe der Brüder Grimm oder auch an die kleine Meerjungfrau von Andersen) nicht möglich, dass es zuletzt eine harmonische Zusammenführung zwischen Mensch und Wasserwesen gibt: Melusine verschwindet, nachdem der Ritter sie beim Baden entdeckt, Undine weint ihren Ritter Huldbrand zu Tode, der in ihren Tränen ertrinkt, weil er sie betrogen hat, die Wassernixe der Brüder Grimm schafft es nicht, sich mit den Kindern anzufreunden, die in ihren Brunnen gefallen sind, und die kleine Meerjungfrau von Hans Christian Andersen verliert ihre große Liebe an eine andere Frau, die sich als Retterin ihres Geliebten ausgibt. Jedoch: Disneys Arielle endet glücklich - sie bekommt am Ende ihren Traumprinzen, auch wenn es kurz vor Schluss auch in der Neuverfilmung tatsächlich nicht danach aussieht, wodurch man als Zuschauer ziemlich gebannt ist: Wagt es der Film tatsächlich, eine Liebe im Kino zu zeigen, die unglücklich endet? Literarisch gesehen wäre es eine Weiterführung des Tabus Mensch harmoniert nicht mit Meereswesen gewesen.
Grundsätzlich aber ist der Schluss von Arielle ziemlich spektakulär gemacht, man geht als Zuschauer gespannt mit, während der Film zur Mitte hin etwas langatmiger wirkt. Jedoch sind fast alle Charaktere (v.a. Fisch Fabius und Krebs Sebastian) ziemlich liebevoll umgesetzt. Etwas gefehlt haben mir persönlich die Schwestern Arielles, die wirklich nur ganz zu Beginn gezeigt wurden.
Die schauspielerische Leistung des Films ist durchwegs sehr gut: Halle Bailey spielt Arielle sehr liebevoll und neugierig, Jonah Hauer King den Prinzen mit viel Schwung, Elan und Eigensinn und Melissa McCarthy gibt gekonnt die böse Meerhexe zum Besten.
"Arielle, die Meerjungfrau" ist ein gelungenes Remake des Zeichentrickfilms von Disney, das vor allem Kinder und Jugendliche ziemlich in den Bann zieht.
19.06.2023
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